II. Vom Neubeginn bis zum 100-jährigen Jubiläum

Es dauerte 10 Jahre, ehe die Musikkapelle 1894 Meerhof zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit auftrat. Vorangegangen waren unermüdliche Bemühungen seitens Xaver Rölleke und Franz Linnemann, mit den nach und nach in die Heimat zurückgekehrten sechs Musikern einen Neuanfang zu erreichen. Zum Sportfest 1949 aber war es dann soweit: Die wiedererstandene Musikkapelle führte die Fußballer durchs Dorf zum gerade neu geschaffenen Sportplatz am „Flachsrauten". Allerdings war man zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit, ohne die Aushilfe etlicher Musiker aus anderen Dörfern aufzutreten.

 

Das aber änderte sich zusehends, nachdem ab 1950 Lehrer Josef Lauffenberg die musikalische Leitung der Musikkapelle übernommen hatte. Seinem musikalischem Können, aber auch seiner wohldosiert verabreichten Strenge konnten es die Musiker verdanken, dass sie sich bereits 1952 in der Lage sahen, das Schützenfest in Blankenrode mit ausschließlich Meerhofer Musikern zu spielen. Als Herr Lauffenberg zum großen Bedauern aller wenige Jahre später dienstlich versetzt wurde, übernahm Alt- Kapellmeister Xaver Rölleke wieder die Leitung des Orchesters, bis ihn die Folgen eines schweren Arbeitsunfalls endgültig an der weiteren Ausübung seiner Funktion hinderten.

 

Im Jahre 1958 gelang es Xaver Rölleke und dem zwischenzeitlich zum 1. Vorsitzenden gewählten Franz Linnemann, Herrn August Kaltenborn als neuen Dirigenten zu gewinnen. Ihm gelang es in kleinen, aber hörbaren Schritten, die Qualität der Meerhofer Blasmusik kontinuierlich zu verbessern. Im gleichen Jahr übernahm der damals 25-jährige Johannes Niewels das Amt der Kapellmeisters und damit die Verantwortung dafür, dass bei der Ausführung der Festmusik, insbesondere der Tanzmusik, alles klappte.

 

In den 60er Jahren entwickelte sich die Musikkapelle zu einer gefragten Festkapelle. Beim Lesen der Jahrestätigkeitsberichte jener Jahre wird einem bewusst, dass die Zahl der jährlichen Auftritte damals sicher nicht geringer war als heute. Besonders auffallend sind die vielen Abende, an denen Tanzmusik aufgeführt werden musste. 1961 zum Beispiel Stangenabend und Schützenball in Meerhof sowie die kompletten Schützenfeste in Blankenrode und Helmighausen, 7 Tanzabende in Gasthaussälen (Meyer und Vorwerk), 3 Tanzabende bei Sportfesten (Husen, Meerhof, Madfeld) und schließlich noch je ein Tanzabend beim Musikfest in Fürstenberg und beim Sängerfest in Oesdorf.

 

Schon bald war es der Normalfall, dass die Meerhofer Musiker neben allen nur denkbaren sonstigen Verpflichtungen auch drei auswärtige Schützenfeste spielten. Das ging immer noch nicht in jedem Fall ganz ohne Aushilfe; eine Art „Dauervertrag" hatte der Giershagener Bassist Arthur Schandelle. Die Tanzveranstaltungen wurden, sicher auch aus Kostengründen, mit 10 bis höchstens 14 Mann gespielt. Ansonsten konnte die Kapelle bei Marsch-, Konzert- und Unterhaltungsmusik gelegentlich bis zu 20 Musiker aufbieten, eine für die damalige Zeit sicher nicht geringe Zahl!

 

Einen vorläufigen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte bildet zweifellos das 75-jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1969. Die inzwischen auf 23 aktive Musiker angewachsene Kapelle verband mit dem Jubelfest gleichzeitig die Ausrichtung des Bezirksmusikerfestes des Volksmusikerbundes, dem die Meerhofer im Jahre zuvor beigetreten waren. Nicht weniger als 20 Gastvereine folgten der Einladung des Jubelvereins, der zudem erstmals in neuen Uniformen des Typs auftrat, wie sie auch heute noch getragen werden. Unvergessen bleibt auch die Festschrift, um deren Inhalt sich Lehrer Dieter Schnell und um deren Gestaltung und Finanzierung sich der damalige Kassierer Günter Agethen verdient gemacht haben.

 

Im Dezember des folgenden Jahres verstarb Dirigent August Kaltenborn. Im Jahrestätigkeitsbericht 1970 ist zu lesen: „Für uns alle war es ein Schlag, als wir vom plötzlichen Tode unseres langjährigen Dirigenten erfuhren. Seit 1958 hatte er die Leitung unserer Kapelle übernommen. Ihm war es gelungen, den Klang unserer Kapelle zu veredeln und die Begeisterung der Kameraden zu erhalten und zu steigern. Wir verloren in Herrn Kaltenborn einen guten und aufrichtigen Menschen".

 

Es gelang dem Vorstand, bereits zu Beginn des Jahres 1971 Herrn Ulrich Boxberger aus Marsberg als neuen Dirigenten zu verpflichten. Unter seiner Leitung vollzog die Musikkapelle eine deutliche Hinwendung zur Konzertmusik, insbesondere auch zu moderneren Arrangements. Gleich zu Ostern 1971 begann er – damals noch im Freien – die bis heute gepflegte Tradition der Oster- bzw. Frühjahrskonzerte. Im September des gleichen Jahres standen die Meerhofer Musiker vor der bis dahin größten Aufgabe in der Vereinsgeschichte: Sie waren als Festkapelle beim Kreisschützenfest in Helmern verpflichtet. Der Chronist vermerkte damals: „Verstärkt durch vier auswärtige Kollegen traten wir mit 22 Musikern an. Die Resonanz aus dem Publikum, die Anerkennung und das Lob, das der Kreisschützenvorstand und der Vorstands des Schützenvereins Helmern uns zollten, zeigte uns, dass sich alle Mühen gelohnt hatten."

 

Die Generalversammlung 1973 respektierte den lange gehegten Wunsch des 1. Vorsitzenden Franz Linnemann, die Verantwortung für die Vereinsführung in die Hände eines jüngeren, vor allem eines aktiven Kollegen zu legen. Zu seinem Nachfolger wurde Martin Wiepen gewählt. In Würdigung seiner Verdienste beim Neuaufbau der Musikkapelle nach dem Kriege wurde Franz Linnemann zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

 

Ein völlig neuer Weg bei der Jugendausbildung wurde 1976 beschritten, als erstmals eine komplette Nachwuchsgruppe von 26 Jungen und Mädchen geworben werden konnte. Dirigent Ulrich Boxberger übernahm das Amt des Jugendleiters und legte mit seinem Engagement den Grundstein für die zahlenmäßige Vergrößerung der Musikkapelle.

 

Die Stammkapelle aber hatte zur gleichen Zeit erhebliche Probleme bei der Ausführung von Schützenfestmusik. In den Jahren 1976, 1978 und 1979 spielten die Meerhofer Musikanten kein einziges auswärtiges Schützenfest. Als 1980 – vielleicht aus Trotz – gleich drei solcher Verpflichtungen eingegangen wurden (Padberg, Essentho und Giershagen), kam es Ende Februar zu gravierenden Meinungsverschiedenheiten darüber, wie viele Proben der Festmusik bzw. der Konzertmusik gewidmet sein sollten, mit der bedauerlichen Folge, dass Ulrich Boxberger von seinen Ämtern zurücktrat. Für den Rest des Jahres dirigierte aushilfsweise Bernd Sieren, ehe Ende des Jahres Martin Wiepen jun. zum neuen Dirigenten gewählt wurde.

 

Als sich in der Generalversammlung des Jahres 1982 Martin Wiepen sen. nicht zur Wiederwahl stellte, wurde Günter Agethen als sein Nachfolger ins Amt des 1. Vorsitzenden gewählt. In seiner Amtszeit wurden die Anstrengungen in der Nachwuchsförderung intensiviert, gemeinsam mit dem Gesangsverein ein Probenraum im Dachgeschoss der Grundschule eingerichtet, die Ausrüstung des Orchesters erweitert und insgesamt ein gutes musikalisches Niveau sowohl bei der Konzert- und Unterhaltungsmusik als auch bei der Marsch- und Tanzmusik erreicht und gehalten.

Für letztere war all die vielen Jahre Kapellmeister Johannes Niewels verantwortlich, bis er sich Ende 1990 nach 33-jähriger Tätigkeit nicht mehr zur Wiederwahl stellte. In diesem Drittel-Jahrhundert hat er mit stets der richtigen Mischung aus Humor und Strenge dafür gesorgt, dass sich die Musikkapelle bei Festen aller Art sehen lassen konnte. Zu seinem Nachfolger wurde Willi Kaiser gewählt, dem Ende 1993 Meinolf Koch im Amt des Kapellmeisters folgte.

 

Vom 9. bis 11. September 1994 wurde das 100-jährige Bestehen der Musikkapelle im Rahmen des Stadtmusikfestes gefeiert. Nach Hl. Messe und Festzug gab es freitags eine Feierstunde in der Schützenhalle mit Festreden und Ehrungen. Rund 30 ehemals Aktive aller Altersgruppen überraschten die Jubelkapelle mit einem Ständchen. Danach begann ein Heimatabend mit traditioneller Unterhaltungs- und Tanzmusik. Am Samstag und am Sonntag kamen insgesamt 22 Gastvereine, um durch Teilnahme an den Festzügen und konzertante Darbietungen das Jubiläumsfest zu verschönern. Herausragendes Ereignis am Samstagabend war sicherlich das Festkonzert des Musikvereins Gailingen, unseres Partnervereins vom Hochrhein (Nähe Bodensee), der an allen drei Tagen unser besonderer Gast war. Die ersten Kontakte zu den Gailingern waren etwa ein halbes Jahr vorher geknüpft worden und die Meerhofer Musikanten hatten bereits Ende Juni ihren Antrittsbesuch in Gailingen abgestattet. Die Freundschaft wurde immer weiter intensiviert und bis heute haben insgesamt neun Besuche und Gegenbesuche stattgefunden.

 

Aus Anlass des Jubiläums wurde auch eine Festschrift herausgegeben, die bei allen Festgästen auf reges Interesse stieß.

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